Bevor ein Kindersitz, bzw. ein Reboarder für den Verkauf zugelassen wird, muss er sich einigen Tests unterziehen. Hierbei zählt an erster Stelle das vorgeschriebene Testverfahren ECE-R 44/04 für die Zulassung in Europa und speziell in Deutschland. Besteht diesen ein Kindersitz nicht, darf er gesetzlich nicht nur nicht verkauft, sondern auch nicht verwendet werden.
Außerdem gibt es noch eine Vielzahl anderer Testverfahren im Sinne des Verbraucherschutzes. Aktuell jedoch noch kein standardisiertes. Sodass die verschiedenen Organisationen (ADAC, Stiftung Warentest, ÖAMTC, auto motor & sport, etc.) ihre eigenen Verfahren entwickelt haben. Oberste Prämisse ist jedoch immer die Sicherheit. Fast alle Kindersitz Tests liegen dabei deutlich über den gesetzlichen Mindestanforderungen der ECE-R 44 Prüfnorm.
Erfreulich ist, dass die Hersteller bei schlecht abgeschnittenen Kindersitzen schnell nachbessern. Ein schlechtes Qualitätsurteil hat eben einen großen Einfluss auf die Absatzzahlen.
Reboarder Testsieger
Die hier vorgestellten Reboarder Testsieger überzeugen vor allem durch die geringen bis sehr geringen Belastungswerte in den Crashtests. Durchweg wurde eine nur sehr geringe und damit unbedenkliche Schadstoffbelastung gemessen.
- Hat sehr geringe Werte beim Frontalcrash erreicht
- Geringe Werte im Seitenaufpralltest
- Einfach in der Bedienung und im Einbau – rückwärts und vorwärts
- vorwärts gerichtet wird das Kind mit einem Sicherheitskissen gesichert
- Bequemer Kindersitz – guter Sitzkomfort
- 360° Drehmechanismus – zum einfacheren Ein- und Aussteigen
erhältlich ab ---
- Hat geringe Werte beim Frontalcrash erreicht
- Kann sowohl vorwärts als auch rückwärts eingebaut werden
- Es besteht nur eine geringe Gefahr der Fehlbedienung – Isofix-Befestigung
- Sicher und komfortabel für das Kind
- Sitzverkleinerer für Neugeborene
erhältlich ab ---
- Überzeugt durch ein sehr geringes Verletzungsrisiko im Frontalchrash
- Kann nur entgegen der Fahrtrichtung installiert werden
- Befestigung mit Isofix ist einfach
- Intelligentes Gurtschloss zum einfacheren An- und Abschnallen des Kindes
- Einsatz für Neugeborene
erhältlich ab ---
- Geringe Verletzungsgefahr beim Frontalcrash
- Einfache Befestigung mit Isofix – vorwärts als auch rückwärts
- Einfach in der Bedienung – besitzt eine 360° Drehfunktion
- Sollte jedoch nicht für Neugeborene verwendet werden
- Hat ebenfalls sehr geringe Belastungswerte beim Frontalcrash erreicht
- Geringe Werte im Seitenaufpralltest
- Durch die Isofix-Befestigung besteht nur eine geringe Gefahr der Fehlbedienung
- Kann sowohl entgegen als auch in Fahrtrichtung montiert werden
- Besitzt eine bequeme Polsterung – könnte jedoch für größere Kinder eng sein
Verschiedene Testverfahren für Reboarder und allgemein Kindersitze
Reboarder Tests und allgemein Kindersitz Tests werden mit Prüfpuppen, sogenannten Kinderdummys durchgeführt. Diese Dummys gibt es in unterschiedlichen, aber genormten Varianten. Beispielsweise bilden die Modelle den Körper eines Neugeborenen, eines 1, 1,5, 3, 6 oder 10 Jahre alten Kindes ab. Abhängig vom Testverfahren und von dem zu testenden Kindersitz wird immer der entsprechende Dummy gewählt.
ECE-R 44/04 Testverfahren
Wie oben schon erwähnt ist der Kindersitz Test nach ECE-R 44 Prüfnorm der maßgebliche für die Zulassung in Europa. Das Testverfahren wird entweder als realer Fahrzeugtest, als Schlittenversuch mit Fahrzeugkarosse oder als Schlittentest mit einer genormten Bank (häufigstes Verfahren) durchgeführt.
Die Kollisionsgeschwindigkeit ist mit 50 km/h immer dieselbe. Getestet werden Belastungen an den lebenswichtigen Stellen eines Kinderdummys (P-Dummy – P für Pinocchio). Bei vorwärts gerichtete Kindersitzen wird ebenfalls die maximale Vorverlagerung des Kopfes gemessen. D.h., es wird der Weg ermittelt, den der Kopf in Aufprallrichtung zurücklegt, wenn es zum Crash kommt.
Beim ECE-R 44 Testverfahren wird kein Seitenaufpralltest durchgeführt. Es findet ausschließlich eine statische Prüfung der seitlichen Polsterung statt. Da hier jedoch viel zu geringe Vorgaben festgelegt wurden, bietet diese Prüfung keinen ausreichenden Schutz beim Unfall.
Außerdem wird ein Heckaufprall mit einer Kollisionsgeschwindigkeit von 30 km/h getestet. Nur wenn der Reboarder Kindersitz alle Prüfungen sowie spezielle Funktions-, Material- und Haltbarkeitsanforderungen besteht, wird er für den Verkauf freigegeben.
Kindersitz Test von ADAC und Stiftung Warentest
Die Kindersitz Tests von ADAC und der Stiftung Warentest (führen diese gemeinsam durch – teilweise auch mit anderen Automobilclubs, wie ÖAMTC, TNO) sind, im Vergleich zu den anderen, die prominentesten.
Hier werden die anonym im Handel eingekauften Reboarder auf Sicherheit, Handhabung und Ergonomie sowie auf Schadstoffe getestet. Dementsprechend wird jeweils ein Gruppenurteil erstellt, woraus sich letztendlich ein Gesamturteil bildet.
Sicherheit – zählt zu 50%
Reboarder werden auf ihre Unfallsicherheit geprüft. Aktuell werden die Tests mit einem durchschnittlichen deutschen Pkw, einem fünftürigen VW Golf VI durchgeführt. Auf einem Prüfschlitten befindet, wird einerseits ein Frontalcrash mit 64 km/h und andererseits ein Seitencrash mit 50 km/h durchgeführt.
Mit Hilfe einer Hochgeschwindigkeitskamera werden die Testverläufe dokumentiert. Jeder Kindersitz wird mit dem größten und kleinsten zugelassenen Dummy auf Herz und Nieren geprüft. Dabei wird auch die Schlaf- und die Liegeposition getestet. Die wichtigsten Werte wie die Kopfüberstreckung beim Crash gehen entsprechend mit hoher Wertung in das Gruppenurteil ein.
Besitzen die Reboarder unterschiedliche Befestigungsmöglichkeiten und -arten (z.B. Isofix oder Dreipunktgurt-Befestigung), werden jeweils separate Tests durchgeführt.
Handhabung und Ergonomie – zählt insgesamt zu 50%
Seit 2011 wird nicht nur die Handhabung, sondern auch die Ergonomie von Kindersitzen bzw. Reboardern getestet. Diese geht zu 10% ins Gesamturteil ein.
Der wichtigste Punkt auf der Prüfliste sind die Möglichkeiten der Fehlbedienung. Ein falsch montierter und falsch befestigter Kindersitz ist noch immer Verletzungsursache Nummer 1. Experten und nicht mit den Systemen vertraute Testpersonen prüfen, ob die Sitze von jedermann auf Anhieb richtig eingebaut werden können.
Weitere Kriterien für die Handhabung sind:
- An- und Abschnallen des Kindes
- Ein- und Ausbau des Reboarders
- Umbau
- Bedienungsanleitung
- Reinigung/ Verarbeitung
Die Prüfungen werden teilweise in unterschiedlichen Testwagen durchgeführt. Diese kommen repräsentativ aus verschiedenen Fahrzeugklassen. Aktuell sind ein Ford Galaxy, VW Golf VI und ein Fiat 500 C im Einsatz.
Die Einbauversuche werden auf dem Beifahrersitz, dem äußeren und dem mittleren Rücksitz gemacht. Dabei wird auch das Platzangebot sowie der Komfort für Kinder berücksichtigt.
Schadstoffe – kann zur Abwertung führen
2011 hat sich einiges in den Tests von Reboardern geändert. Auch die Kategorie Schadstoffe ist hinzugekommen. Getestet werden dabei alle Teile, mit denen die Kinder in direkten Kontakt kommen.
Leider findet man immer wieder bedenkliche Schadstoffe in Sitzbezug, Gurte, Gurtpolster und Sitzpolster. Die Ergebnisse gehen zwar nicht direkt in das Qualitätsurteil ein, sie können jedoch zu einer Abwertung führen. Diese wird dann explizit aufgeführt.
Euro NCAP Testverfahren
Beim Euro NCAP Test für Kindersitze wird ein Unfall mit einer Kollisionsgeschwindigkeit von 64 km/h herbeigerufen. Das Testfahrzeug fährt jedoch nur mit 40% der Front auf eine feste Barriere. Dies kommt einem realen Unfallgeschehen sehr nahe.
Die ermittelnden Werte sind abhängig vom Modell. Beim vorwärts gerichteten Kindersitz werden die Vorverlagerung des Kopfes, die Kopfbeschleunigung sowie die Brustbeschleunigung gemessen. Beim Reboarder Test wird die Kopfbelastung sowie die Halsbelastung ermittelt.
Zu beachten ist jedoch, dass die Testergebnisse beim Euro NCAP Testverfahren ausschließlich für die getestete Kombinationen von Kindersitz und Pkw ihre Gültigkeit besitzen. Diese können nicht auf andere übertragen werden.
auto motor & sport Kindersitz Test
Der Kindersitz Test von auto motor & sport wurde 1992 entwickelt und hat sich seither nicht mehr großartig verändert. Verwendet wird eine Golf V Karosserie. Beim Testverfahren kommt es zu keinem herbeigeführten Crash, sondern um eine extreme Verzögerung. Das Fahrzeug wird dabei aus einer Geschwindigkeit von 48 km/h mit der 31-fachen Erdbeschleunigung (31 g) zum Stillstand gebracht. Dies entspricht einer Kollisionsgeschwindigkeit von 51 km/h. Demnach hat auch dieser Test höhere Anforderungen als das ECE-R 44 Testverfahren.
Gemessen wird die Kopfbeschleunigung, der Head Injury Criterion HIC Wert, die entstehende Halskraft und die Vorverlagerung des Kopfes sowie die Brustbeschleunigung.
Schweden Plus Test – garantiert für noch mehr Sicherheit
Schweden ist für die höchste Sicherheit für Kinder im Straßenverkehr bekannt. Dies kommt hauptsächlich davon, dass schwedische Eltern ihre Kinder bis zum 4. Lebensjahr rückwärts gerichtet im Auto transportieren.
Um für noch mehr Sicherheit zu garantieren, wurde der Plus Test eingeführt. Dies ist ein freiwilliger Test, in dem die Kräfte in Kopf und Nacken gemessen werden, die bei einem Frontalcrash auftreten. Im Gegensatz zu anderen Tests (z.B ADAC Kindersitztest) ist der Grenzwert beim Plus Test um etwa die Hälfte geringer.
Herkömmliche Kindersitze ohne spezielle Sicherheitssysteme haben deshalb keine Chance, den Test zu bestehen. Ein Reboarder hingegen verteilt die Kraft bei einem Frontalcrash gleichmäßig über die Sitzschale. Voraussetzung, damit die Halswirbelsäule nicht überstreckt wird.
Der Plust Test ist eine gemeinsame Entwicklung von VTI (Institut für Straßen- und Verkehrsforschung), NTF (schwedische Verkehrssicherheitsorganisation), Folksam (Versicherungsgesellschaft), SIS (schwedische Normungsorganisation), Volvo und Vertreter von Herstellern von Kinderrückhaltesystemen.
Seitenaufpralltest
Die wenigsten oben genannten Testverfahren beinhalten einen Seitenaufpralltest. Aktuell gibt es auch kein bestehendes, genormtes Testverfahren hierfür. Ausschließlich Australien und Neuseeland bestehen bei der Verkaufsfreigabe auf einen durchgeführten Seitenaufpralltest. Hierbei wird ein Schlitten rechtwinklig zu Fahrtrichtung des Fahrzeugs mit diesem zur Kollision gebracht. Die Aufprallgeschwindigkeit beträgt dabei 32 km/h.
Verschiedene Einrichtungen sind dabei, ein geeignetes Testverfahren für den Seitenaufprall bei Kindersitzen und Reboardern zu entwickeln – NCAP, ADAC, TNO, standardisierter Test der ISO, TU Berlin und BASt – TUB-SIPCRS.
Belastungen, die dabei ermittelt und ausgewertet werden, betreffen den Kopf, Hals und die Brust. Ebenso wird eine seitliche Verlagerung des Kopfes gemessen.
Weitere sehr ausführliche Infos über das Thema Reboarder Test, Kindersitz Test gibt es im Bericht der Bundesanstalt für Straßenwesen “Optimierung von Kinderschutzsystemen im Pkw“.