Unsere Kinder sollten bis zum 4. Lebensjahr in einem rückwärts gerichteten Kindersitz befördert werden!
Was sind Reboarder Kindersitze?
Ein Reboarder ist, ähnlich wie die Babyschale, ein rückwärts gerichteter Kindersitz. Das Kind sitzt darin also in entgegen gesetzter Fahrtrichtung auf dem Rücksitz oder auch Beifahrersitz. Aufgrund vieler Vorurteile sind Reboarder in Deutschland, Österreich und der Schweiz leider noch nicht so sehr verbreitet.
Die skandinavischen Länder sind uns hierbei um einiges voraus.
Warum sollte ich ein Reboarder verwenden?
Wie man im Diagramm erkennen kann, macht der Wert an verunglückten Kinder in Deutschland zwischen dem Alter von 0 und 1 einen gewaltigen Sprung.
Dies rührt daher, dass die meisten Eltern ihre Kinder in jener Übergangszeit in einen nach vorne gerichteten Kindersitz setzen. In der Zeit davor ist es vom Gesetzgeber verpflichtend, den Säugling in eine rückwärts gerichtete Babyschale zu setzen. Ab einem Gewicht von 9 kg wird diese Pflicht jedoch aufgehoben.
In Schweden bleiben die Verletzungen auch im 2., 3. und 4. Lebensjahr auf gleichbleibendem Niveau. Obwohl auch hier keine Pflicht für Reboarder besteht, fahren 90% aller schwedischen Kleinkinder bis zum Alter von 4 Jahren in entgegen gesetzter Fahrtrichtung.
Mehrere Studien weltweit weisen auf eine 5x höhere Sicherheit in Reboarder Kindersitzen hin. Experten raten deshalb dazu, Kinder auch nach dem ersten Geburtstag rückwärts gerichtet zu befördern.
Warum ist vorwärts Fahren für Kleinkinder so gefährlich?
Der wesentliche Unterschied zwischen Babys und Erwachsenen ist das Gewichtsverhältnis von Kopf zu Körper. Bei einem Kleinkind mit 5 Monaten macht der Kopf 25% seines Körpergewichts aus. Beim Erwachsenen sind es nur noch 6%.
Hinzu kommt, dass im jungen Alter die Muskulatur und Sehnen im Nackenbereich noch nicht vollständig entwickelt sind. Kommt es nun zu einer Frontalkollision, während das Kind nach vorne gerichtet sitzt, wird der verhältnismäßig große Kopf mit enormer Wucht nach vorne geschleudert. Die Kräfte, die dabei auf den Kopf und Hals wirken können schon bei relativ geringen Geschwindigkeiten in der Stadt 180-300 kg betragen*. Gleichzeitig halten die Gurte über die Schultern den Körper zurück. Im schlimmsten Falle kann es zu schwersten Kopf- und Rückenmarksverletzungen kommen. Diese enden nicht selten mit Querschnittlähmungen oder sogar dem Tod des Kindes.
* schon ab 130 kg kann es zu schwerwiegenden Folgen kommen.
Was macht ein Reboarder besser als ein vorwärts gerichteter Kindersitz?
Man sollte immer vom Schlimmsten ausgehen… und natürlich hoffen, dass nie etwas passiert. Dennoch, die mit 65,7 % häufigste Unfallart mit den schwerwiegendsten Folgen ist der Frontalaufprall (siehe Bild unten über die Unfallhäufigkeit). Dementsprechend sollte als Elternteil also gehandelt und für die größtmögliche Sicherheit gesorgt werden.
Eine 100%-ige Sicherheit kann leider nicht erreicht werden. Reboarder jedoch sind, wie oben schon erwähnt, beim Frontalaufprall um 5x sicherer als nach vorne gerichtete Kindersitze.
Hierbeil nimmt der Reboarder Kindersitz die Energie über die ganze Sitzschale auf. Der empfindliche Kopf, Hals und die Wirbelsäule wird gleichmäßig und wesentlich geringer belastet (bei 50 km/h zwischen 40 und 80 kg und somit unterhalb der kritischen Marke von 130 kg).
Aber was ist, wenn mir einer hinten drauf fährt?
Zuerst kann gesagt werden, dass Auffahrunfälle wesentlich seltener sind als Frontalkollisionen (nur ca. 4,2%). Andererseits gehen sie auch meist glimpflicher aus.
Das kommt daher, dass bei Auffahrunfällen meist beide Fahrzeuge in Bewegung sind. Im Gegensatz zu einem Frontalcrash werden dabei die Geschwindigkeiten subtrahiert. Deshalb wird die effektive Aufprallenergie verringert.
Des Weiteren ist der Kopf des Kindes im Falle eines Aufpralls weiter davon entfernt als wenn es nach vorne gerichtet sitzen würde.
Wenn sie so toll sind, warum schneiden sie dann oft schlechter ab in den Tests vom ADAC?
Der ADAC empfiehlt zwar, Reboarder so lange wie möglich zu verwenden, weißt aber in seinen Tests darauf hin, dass sie unbedingt richtig eingebaut werden müssen. Da jedoch der Einbau schwieriger ist als bei herkömmlichen Kindersitzen, werden Reboarder des Öfteren abgewertet. Auch, weil die meisten unter ihnen ebenfalls vorwärts gerichtet verwendet werden können. In diesem Zustand bieten sie jedoch lange nicht die Sicherheit wie entgegen der Fahrtrichtung. Entsprechend wird dann ein Durchschnittswert ermittelt.
Die Sicherheit geht nur zu 50% in die Tests von ADAC ein. 40% ist die Bedienung und 10% wird der Ergonomie zugute geschrieben. Wie genau getestet wird, erfahren Sie hier.
Schweden, das weltweit führende Land für Sicherheit von Kindern im Auto, hat einen speziellen Plus-Test eingeführt. Hierbei wird die Belastung der Halswirbelsäule (wichtigster Faktor) bei einem Frontalcrash getestet. Im Vergleich zu ADAC-Tests wird der Grenzwert beim Plus-Test jedoch um die Hälfte geringer festgesetzt. Demnach haben nach vorne gerichtete Sitze so gut wie keine Chance. Kindersitze, die den schwedischen Test bestanden haben, waren alles Reboarder.
Reboarder richtig einbauen!
Im Vergleich zu vorwärts gerichteten Kindersitzen sind Reboarder fast durchweg aufwändiger im Einbau. Obwohl sie aber größer sind, passen sie dennoch in fast jedes Auto.
Beim Einbau ist jedoch sehr genau auf die Anleitung zu achten. Diese muss Schritt für Schritt befolgt werden. Wer sich das nicht zutraut, sollte mit seinem Kindersitz zu einem kompetenten Fachgeschäft fahren und sich dort den richtigen Einbau zeigen lassen.
Eine falsche Befestigung von Kindersitzen zählt zu den häufigsten Ursachen für Verletzungen.
Ein relativ einfaches Befestigungssystem bei Reboardern ist das Isofix-System. Hierbei wird eine starre Verbindung zwischen Sitz und Karosserie hergestellt. Man kann davon ausgehen, dass Autos, die ab der Jahrtausendwende gebaut wurden, mit Isofix ausgestattet sind.
Sie sind noch nicht überzeugt von Reboarder Kindersitzen? Dann schauen Sie sich doch mal folgendes Video von ARD Ratgeber an: